Die Zickenblitz legt an

Bewahrer und Erneuerer - auf Spiekeroog geht es um die Zukunft der Insel

Norbert Gerdes liebt seine Insel. Die Strecke zwischen dem Hafenstädtchen Neuharlingersiel und Spiekeroog könnte er im Schlaf zurücklegen, er ist sie zigmal gefahren, hat die Insel selbst dann angesteuert, wenn Teile der Nordsee vereist waren. Solche Geschichten erzählt er noch heute gerne. Aber das war früher, als er noch Kapitän auf einer der beiden Passagierfähren war und Touristen vom Festland nach Spiekeroog und wieder zurück brachte. Inzwischen ist Gerdes Frührentner, arbeitet nicht mehr als Kapitän für die Kurverwaltung. Aber die Strecke fährt er immer noch. Im  Nebenjob steuert er ab und zu die Zickenblitz, eine High Tech-Yacht. Der Mann, dem sich Wind und Wetter in die braune Haut gegerbt haben, sitzt vor dem Bordmonitor und greift nach dem Joystick. Das Schiff schnellt los. Zwei Jet-Antriebe sowie zwei Rolls-Royce-Motoren lassen die Zickenblitz bis zu 42 Knoten schnell über das Wasser rasen. 15 Minuten braucht sie für einen Weg, die Passagierfähren Spiekeroog I und II sind fast dreimal so lang unterwegs. Gerdes ist auf die Überholspur gewechselt – und hat sich damit das Misstrauen einiger Insulaner zugezogen. Denn sein Arbeitgeber ist Niels Stolberg, Eigentümer der Bremer Reederei Beluga Shipping, Besitzer der Zickenblitz und seit kurzem größter Investor der Insel.
Vor sieben Jahren ging es los. Da baute Niels Stolberg im Ortskern Spiekeroogs das erste Appartementhaus. Inzwischen hat er jedes Jahr, das er auf der Insel war, ein weiteres Objekt gekauft. Heute ist der reiche Reeder mit derzeit einem Hotel, fünf Apartmenthäusern und insgesamt 170 Betten der größte Vermieter auf Spiekeroog. Auf einem Eiland wie Spiekeroog, wo alle Familien vom Tourismus leben müssen, schafft einer, der vom Festland kommt und in so kurzer Zeit so viel Grund und Boden anhäuft, Begehrlichkeiten. Er macht Angst. Stolberg besitzt auch noch ein Privathaus und hat ein weiteres Grundstück in petto, auf dem er ein Künstlerhaus bauen will. Jüngst hat er dann das Klinkerhaus nebst Wintergarten im Norderloog 27 gekauft.
Dort ist noch das Haus Göttingen untergebracht, mit Aufenthaltsraum, Fernsehzimmer und Speisesaal, zu Übernachtungspreisen unter 30 Euro. Das evangelische Freizeitheim wird bald das gleiche Schicksal ereilen wie die ehemalige Jugendherberge, zwei Straßen weiter. Aus der hat Stolberg bereits schicke Ferienappartements gemacht. Günstige Sommerunterkünfte für Familien mit wenig Geld schließen – teure für Doppelverdiener kommen. Stolberg streicht auch Immobilien ein, die kirchliche Träger, Kommunen und andere gemeinnützige Einrichtungen jahrzehntelang kostendeckend für Schulklassen und sozial Schwache betreiben konnten. Weil den gemeinnützigen Einrichtungen in Deutschland das Wasser bis zum Hals steht, verkaufen sie gern an Stolberg. Stolberg zahlt gut. „Spiekeroog ist eine Öko-Insel gewesen“, sagt Stolberg. Er ziehe ein neues, ein zahlungskräftigeres Publikum auf die Insel. „Beides hat seine Vorteile“, glaubt er, das Alte und das Neue, das er bringt. Dreizehn Millionen Euro hat der reiche Reeder bald auf Spiekeroog investiert, in acht Jahren.
Niels Stolberg hat die Inselbewohner in zwei Lager gespalten. Die einen wollen ihn am liebsten wieder von der Insel scheuchen, so, wie sie den Investor, der Spiekeroog vor 30 Jahren mit einem Hochhaus beglücken wollte, gar nicht erst auf ihre Insel gelassen haben. „Stolberg meint, mit Geld kann er alles machen“, glaubt Bernd Fiegenheim, Bürgermeisterkandidat der Bewahrer, der Wählergemeinschaft „Auf Spiekeroog“. Uns geht es doch gut, sagen sie. Wenn wir das erhalten, was wir haben, wird Spiekeroog auch in zwanzig Jahren noch sein, was es heute schon ist. Einer der zwei reichsten Flecken im gesamten Nordwesten Niedersachsen, Arbeitslosigkeit gleich null. Warum etwas ändern?
Golfplatz, Syltflair, Loungebars sind die Schlagworte, die den anderen zugerechnet werden, den Modernisierern. Wir müssen endlich in die Zukunft starten, sagen sie und wollen zu neuen Ufern aufbrechen: Alte Strukturen knacken, neue Projekte denken, Potenziale erschließen und ausschöpfen, mutig sein. „Manche Spiekerooger müssen erst noch verstehen, dass die Insel zu Deutschland gehört, dass auch Spiekeroog Teil der globalisierten Welt ist“, glaubt Albrecht Seiter, Bürgermeisterkandidat der Modernisierer von der Wählergemeinschaft „Spiekerooger Gemeinschaft“ bei der Kommunalwahl. „Die wissen doch nicht einmal, was Marktanteile sind“, glaubt er. Auf seiner Liste hingegen sei ein Banker, der zehn Jahre bei der Deutschen Bank gewesen sei, in New York.
Sanft schiebt Kapitän Gerdes die blitzblanke Zickenblitz an die Spiekerooger Kaimauer. „Seit ich für Stolberg fahre, legt man bei der Kurverwaltung auf mich keinen Wert mehr“, sagt Gerdes säuerlich und schaut auf die Insel, die sein Leben war. Die Kurverwaltung kontrollieren die Bewahrer. 49 Jahre ist er alt. Da kämpft man um jeden zusätzlichen Euro zur Frührente. Gern hätte er weiterhin für wenige hundert Euro im Monat die Kurverwaltung in Sachen Schifffahrt beraten. Er könnte das. Schließlich war er ein paar Jahre auch Leiter der Spiekerooger Schifffahrt. Doch den Job als Berater ist er los. „Jetzt gibt mir Stolberg die Möglichkeit, noch etwas mit Schifffahrt zu tun zu haben“, sagt er. Was noch besser ist: „Mein Sohn fängt bei Beluga Shipping als Kapitänsanwärter an.“
Segelboote schaukeln im Hafenbecken, Möwen segeln, Schafe grasen. Der Wind streicht über den Deich und es dauert nur den Moment, in dem man das Gepäck auf den Inselboden stellt, um zu wissen, dass hier etwas ganz anders ist. Stille empfängt den Besucher. Kein Auto, keine motorisierten Gepäckkarren, nicht mal ein Pferdewagen. Wer Spiekeroog betritt, weiß, dass der Bollerwagen das stärkste Gefährt auf der Insel ist. Man kann müde Kinder darin nach Hause schaukeln, Kühltaschen oder Gepäck transportieren. Weil das Auto von der Insel verbannt ist, ist Spiekeroog eine Welt, die es so kein zweites Mal gibt in Deutschland. Spiekeroog ist die Oase der Ruhe. Das ist der Standortvorteil der Spiekerooger, ein unique sales point, wie Betriebswirtschafter sagen: ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem man Geld verdienen kann, Bewahrer und Modernisierer gleichsam. Denn im Prinzip tun beide das Gleiche: Zimmer vermieten und Gäste bewirten.
Spießeroog schallt es hingegen von den anderen Inseln. Weil hier fast nur Familien mit Kindern Urlaub machen und die Gärten so gepflegt sind, als ob sich die Insel jeden Tag neu um den Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden bewerben will. Wenn die Sonne untergeht auf Spiekeroog, passiert hier gar nichts mehr. Wenn sie aufgeht, sind die ersten schon wieder unterwegs: Vögel gucken, joggen gehen, Brötchen holen.
Vom Anleger sind es nur wenige Schritte bis in das einzige Dorf auf der Insel. Nach rechts wandert der Blick über weites Marschland bis zum Meer. Kühe weiden hier keine, Landwirtschaft lohnt nicht mehr, aber Pferde für die Touristen. Links kurz hinterm Deich beginnt das Dorf mit schmucken Neubauten, die alle Platz genug haben, um neben der eigenen Familie auch Touristen zu beherbergen. Auf Spiekeroog fühlt sich jeder binnen einer Stunde zuhause. Norderloog, Süderloog, Westerloog. Wer eine gute halbe Stunde durch die wenigen Gassen des Dorfes an den reetgedeckten Friesenhäusern und Backsteinbauten vorbei schlendert, hat jede Straße zwei Mal durchschritten und ist jedem dritten Besucher zwei Mal begegnet.
Wenige Schritte vom Dorfkern entfernt sitzt der Mann, an dem sich die Inselbewohner spalten, im  Restaurant seines Hotels Spiekerooger Leidenschaft unter einem wandfüllenden gelben Ölgemälde. Niels Stolberg hat ein Jungsgesicht, mit stahlblauen Augen und vom Wind verwuschelten strohblonden Haare. Er trägt eine sandfarbene Sommerjeans, blaues T-Shirt, Turnschuhe, Klamotten von der Stange. „Ich habe einen Ort der Ruhe für meine Familie gesucht und mich sofort in Spiekeroog verliebt“, sagt er. Dabei ist es aber nicht geblieben. Hier sammelt der Reeder Immobilien wie andere Cocktailmixer. Niels Stolberg fixiert sein Gegenüber, wirbelt mit den Händen. Er vergisst dabei den Latte Macchiato zu trinken.
Niels Stolberg ist ein Ausnahmemensch. Die Mutter Buchhändlerin, der Vater Lotse, hat es der 45-jährige gebürtige Dithmarscher innerhalb weniger Jahre aus dem Nichts zu einem der bedeutendsten Reeder seiner Sparte gebracht - und zwar weltweit. Beluga Shipping, seine 1995 gegründete Reederei, zählt zu den drei größten Schwergutreedereien der Welt. 1200 Mitarbeiter fahren für ihn heute, elf Jahre nach Gründung, auf allen Meeren der Welt. Und Stolberg will mehr. An 36 Schiffen ist er bereits beteiligt, 35 weitere sind in Planung. Zwei Reedereien hat er schon geschluckt. Er erzählt von Stiftungsprofessuren für Seefahrtuniversitäten, von dem von ihm gegründeten neuen Schifffahrtsstudiengang und von der Beluga School for Life, die er für 230 Kinderopfer des Tsunami finanziert hat. Stolberg prahlt nicht. Er wirbt um Verständnis für seine Ideen. Eines seiner Lieblingswörter ist Entrepreneurship. Das benutzt er auch für die Waisenkinder in Indonesien. „Sie sollen lernen, ihr eigener Unternehmer zu sein“, sagt Stolberg.
„Man kann es nie allen recht machen“, kommentiert der Millionär den Streit, den er mit den Bewahrern hat. Natürlich hätte er die Hotelbalkons der Leidenschaft auch anders bauen können, dezenter. Die Bewahrer murren deswegen. „Das ist nicht typisch für Spiekeroog“, glaubt Bernd Fiegenheim. Wie kleine Trutzburgen ragen die Balkone auf die Fußgängerzone und vielleicht lässt sich auf ihnen deswegen selten jemand blicken, weil man dort wie auf einem Präsentierteller sitzt. „Für die Gäste ist  es herrlich, auf den Balkonen abends bei einem Glas Rotwein auf Meer zu schauen“, meint Stolberg hingegen und blickt nach oben auf die weiß lackierten Brüstungen.
Wenn der Neu-Insulaner durchs Dorf geht, grüßt er nach rechts und links, ist betont freundlich. Man denkt, er sammle Unterstützer, wenn er nur freundlich grüßt. Bernd Fiegenheim hingegen radelt durchs Dorf, ohne jedem Touristen einen Guten Tag zu wünschen. Er ist auch kein Vermieter. Fiegenheim war Leiter des Schlossmacherheims. Bis er öffentlich machte, dass Stolberg sich an dem Mutter-Kind-Heim beteiligen wolle. Da entließ ihn sein Arbeitgeber, eine kirchliche Einrichtung, nach 23 Jahren.
„Du kennst Dich hier ja aus“, spöttelt einer seiner Ex-Kollegen, als Bernd Fiegenheim sein Fahrrad vor dem Schlossmacherheim abstellt. Man spürt, dass Fiegenheim hierher gehört. Er trägt ein Cordjackett, wie es bei Sozialdemokraten Ende der Achtziger en vogue war. Wäre Stolberg nicht gekommen, müsste er jetzt keinen Prozess gegen seinen ehemaligen Arbeitsgeber führen. Für Kinder und ihre Mütter ist das Schlossmacherheim eine Oase der Ruhe. Sie schmiegt sich außerhalb des Ortes an die Dünen, hinter denen die endlosen Sandstrände Spiekeroogs liegen. Sie wäre auch eine 1a-Lage für jeden Investor, die bisher nur im Dorf, nicht in der Natur Betten bauen konnten. Deswegen, sagt Fiegenheim, wollte sich Stolberg an dem Schlossmacherheim beteiligen, um mittelfristig teure Betten für betuchte Touristen draus zu machen. „Der kennt sich doch mit Mutter-Kind-Heimen gar nicht aus“, meint der geschasste Heimleiter. „Wenn auch noch diese Immobilien im Außenbereich an Investoren gehen, verliert Spiekeroog seine Identität.“
Profitmaximierung, sagt Stolberg hingegen, sei nicht seine Motivation. Auch nicht auf Spiekeroog: „Ich will etwas bewegen, Dinge verändern.“ Stolberg sagt, mit dem Schlossmacherheim habe er beweisen wollen, dass Social Entrepreneurship funktionieren könne. „Die sind doch auf mich zugekommen und haben gefragt, ob ich mich beteilige, nicht ich auf die.“ Es hört sich gut an, was er sagt. Er sagt alles richtig. Stolberg ist auch Medienprofi.
Verändert hat Stolberg tatsächlich einiges. Dabei gestehen ihm selbst seine ärgsten Kritiker wie Fiegenheim zu, dass er manches sogar richtig gut gemacht habe. Beispielsweise den Inselzauber drei Schritte weiter. „Von außen passt es sehr gut ins Spiekerooger Dorfbild. Aber von innen nicht“, sagt Fiegenheim und zeigt auf die Treppe, die sich nach oben windet. Kitschig findet er die. In der ehemaligen Telegrafenstation im Dorfzentrum Spiekeroogs hat Stolberg eine Boutique und einen Buchladen eingerichtet. Er steht zu den Dingen, die er gebaut hat und will sie zeigen. „Finden Sie das jetzt protzig hier?“ fragt er und zeigt auf die Töpferecke im Garten. Kleine Tonfiguren stehen dort, Farben, Pinsel.
Überhaupt die Kunst. Stolberg will ein Künstlerhaus bauen, in dem die Touristen bildhauen oder malen lernen können. In seinen Häusern, die er größtenteils nach dem norddeutschen Maler Emil Nolde benannt, hat Stolberg längst einen neuen Stil etabliert. Großzügige helle Zimmer, moderne Erd- und Sonnenfarben, Korbmöbel und auch mal ein Bild ohne Leuchtturm an der Wand. Während Nordseezimmer oft genug verschnarcht und spießig daherkommen, hat Stolberg Standardbett und Plastikschrank den Garaus angesagt. Er setzt auf das zahlungskräftige urbane Publikum, das nicht jedes Jahr drei Wochen am Stück Sommerurlaub auf Spiekeroog buchen will, sondern auch in der Nachsaison noch gern ein paar Tage auf Wohlfühlen setzt. Stolberg diversifiziert, wirbelt, setzt auf zusätzliche neue Märkte. Einen Verlag hat er auch schon gegründet. Stolberg macht Tempo, schafft Fakten.
Das ist den Bewahrern suspekt. „Bei uns“, sagt Georg Germis, „steht der Eigentümer noch selbst im Laden.“ So war es immer, so soll es bleiben. Und damit der Gast Insulaner-geführte Hotels von „Fremdkapital-finanzierten“ wie sie Stolbergs Häuser nennen, unterscheiden kann, haben sie nun die Initiative „Vermieter vor Ort“ gegründet. Mit der Kogge, dem Hanseschiff aus dem Mittelalter, als Erkennungszeichen.
Die Lobby in Germis Vier-Sterne-Hotel strahlt gediegene Sauberkeit aus, der Boden glänzt. 150 Betten hat er in seinem Besitz. „In dritter Generation“, betont der 56-Jährige, der bis vor kurzem der Mann mit den meisten Betten auf der Insel war. Dann kam Stolberg mit der Spiekerooger Leidenschaft. Germis  Hotel heißt Inselfriede, es ist das erste Vier-Sterne-Hotel Spiekeroogs mit dem ersten Schwimmbad der Insel. Germis ist seit über 20 Jahren Gemeinderatsmitglied und Vorsitzender des wichtigsten Verbandes auf der Insel, des Hotel- und Gaststättenverbandes. Er ist eine Institution auf der Insel. Germis traut Stolberg nicht. Der habe schon vor anderthalb Jahren gesagt, dass er keine weiteren Objekte mehr kaufen wolle. „Das haben damals viele Leute gehört“, sagt Germis. „Und dann hat er doch noch das Haus Göttingen und das Grundstück für sein Künstlerhaus gekauft.“ Eine Heuschrecke sei Stolberg, einer, der den Traum habe, eine eigene Insel zu besitzen und aus Spiekeroog Beluga-Island machen wolle. „Die Heuschreckenplage ist ja jetzt in ganz Deutschland“, resümiert Germis und muss dann dringend los. Vor der Tür warten schon Freunde mit dem Fahrrad.
Die Stetigkeit soll raus. Die Moderne rein. Dafür steht Stolberg. Und darum streiten die Spiekerooger derzeit auch im Wahlkampf. Es gibt keine einzige Partei auf den achtzehn Quadratkilometern Insel. Aber es dürfte momentan nur wenig Orte in der Bundesrepublik geben, in denen so erbittert um die politische Macht gerungen wird wie in  der Inselgemeinde mit ihren 785 Einwohnern. Die Mehrheit im Gemeinderat hat sich die alte Ratsmehrheit, die Bewahrer von der Wählergemeinschaft „Auf Spiekeroog“, jüngst zwar wieder für fünf Jahre sichern können. Nun werden sie weiterhin versuchen, Stolbergs Expansionsdrang Steine in den Weg zu legen. Doch in der Bürgermeisterfrage hat sich Bernd Fiegenheim als Kandidat der Bewahrer nicht durchsetzen können. Während sein Gegenspieler Seiter seine Kandidatur zurückgezogen hat, muss Fiegenheim sich in einer Stichwahl noch einmal um die Mehrheit bemühen. Nun kursieren anonyme Faxe ohne Absenderkennung auf der Insel, in denen er als „insolventer Heimleiter mit Mitleidsbonus“ beschimpft wird. Nicht mal über den Bürgermeister werden sie sich hier noch einig.
Wenn sie zurückfahren, klebt an den sonnengebräunten Füßen mancher Urlauber an Bord der Spiekeroog II noch Spiekerooger Schlicksand. Sie wollen ihn mit nach Hause tragen. Sehnsüchtig schauen sie auf das kleiner werdende Eiland, das von Ferne betrachtet so viel Idylle ausstrahlt. Die Fähre ist mit ein paar hundert Menschen gut gefüllt, die Stimmung friedlich, sommerlich entspannt. Es ist ein kollektives Erlebnis, so vom Sommerurlaub gemeinsam Abschied zu nehmen. Wenn die Spiekeroog II langsam von der Insel ablegt, muss genug Wasser unterm Kiel sein. Das ewige Spiel von Ebbe und Flut bestimmt die Fahrzeiten der beiden bauchigen Fährschiffe der Kurverwaltung. Man muss sich also jedes Mal neu erkundigen, wann eine der zwei Passagierfähren der Spiekerooger Kurverwaltung fährt. Dafür lieben die Urlauber Spiekeroog. Der Inseltrip beginnt mit einem der letzten kleinen Abenteuer, das der Mensch nicht beeinflussen kann, der ewigen Folge von Ebbe auf Flut im ostfriesischen Wattenmeer. Und er endet damit. Der Zickenblitz von Reeder Stolberg können Ebbe und Flut egal sein. Sie fährt tideunabhängig.